FRAUEN IM HANDWERK – INTERVIEW MIT NADIA FEKIH
Nadia arbeitet seit drei Jahren in der Fertigung der KPM. Anlässlich des Weltfrauentags haben wir sie in der Manufaktur besucht und über die Herausforderungen des Alltags, Arbeitsrituale und Podcastempfehlungen gesprochen. Und über drei Generationen Frauen, die alle eines vereint: die Begeisterung für die KPM
Nadia, wie bist Du zur KPM gekommen?
Eigentlich bin ich gelernte Kosmetikerin. Meine Mutter hat mich auf die Idee gebracht, mich zu bewerben, sie arbeitet seit Jahren in der Gießerei der KPM und hatte die Stellenausschreibung für die Mitarbeit in der Fertigung gesehen. Und dann habe ich mich einfach beworben.
Stimmt, Kosmetik ist ja auch eine Art feinmotorisches Handwerk.
Genau, da gibt es einige Parallelen, nur dass hier ein künstlerisches Produkt von Bestand entsteht. Die Techniken wie das Henkelgarnieren kann man dann lernen, man muss ja nur wissen wie.
Bearbeitest Du denn lieber einen sprechenden Kunden oder eine stumme Tasse?
Ach, beides hat seine Vor- und Nachteile. Manchmal fehlt das direkte Kundenfeedback schon, dann wiederum ist es schön, so richtig in die Arbeit vertieft sein zu können, im Flow zu sein und für mich zu sein. Und dazwischen kann ich mich ja auch mit den Kollegen und Kolleginnen austauschen.
Viele hören ja auch Podcasts oder Musik ...
Genau, das mache ich auch gern. Ich liebe True-Crime-Podcasts, gerade höre ich am liebsten "Mordlust".
Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Dir aus?
Meistens stehe ich zwischen halb 6 und 6 auf. Dann bereite ich die Schulbrote für meine Tochter vor, mein Sohn bekommt Kantinengeld mit. Wir frühstücken dann kurz - bei mir ist das nur Kaffee -, ich bringe sie zur Schule und bin dann zwischen 8 und 9 Uhr in der Manufaktur.
Das ist ein wenig später als der restliche Produktionsbetrieb loslegt, oder?
Ja, da ich alleinerziehend bin, habe ich die Möglichkeit, mit reduzierten Stunden zu arbeiten. Wenn ich dann am Platz bin, sortiere ich mich erst einmal, zähle durch, was heute ansteht. Ich bin an der Henkelstation, das heißt größtenteils garniere ich in Form gegossene Henkel an den Tassenkörper und putze die dabei entstehende Naht.
Mit welchen Werkzeugen arbeitest Du täglich?
Mit Schwamm und Pinsel, einem Messerchen und einer Klinge um den Rand schön rund zu rändeln.
Nadia in der Manufaktur
Du bist, wie Du bereits erwähnt hast, auch Mutter. Was sind die Herausforderungen für Dich im Alltag?
Manchmal wäre es schön, wenn man als Manufakturistin auch Homeoffice machen und die Tasse auch zu Hause fertigen könnte. Aber das geht ja leider einfach nicht.
Gibt es etwas, worauf Du besonders stolz bist?
Ehrlich gesagt ist das einfach alles gewuppt kriegen, mit Kind und Arbeit und Fußballtraining und und und. Man ist stolz, aber es ist auch anstrengend. Deswegen bin ich dann eigentlich fast am Ende jeder Woche stolz, dass wieder eine Woche um ist, die wir gemeinsam geschafft haben.
Was würdest Du jungen Frauen, wie später mal Deiner Tochter, mitgeben, die diesen Beruf ergreifen wollen?
Am Ende des Tages müssen die Frauen selbst wissen, was sie machen wollen, also würde ich es ihr überlassen. Vor kurzem war meine Tochter mit hier, als die Coca-Cola Trucks bei uns auf dem Hof standen, da hat sie dann in der Mitmach-Manufaktur ein kleines Kerzenlicht mitgebastelt, was ihr unheimlich gefallen hat. Am schönsten fand sie es aber, als wir meinen Arbeitsplatz besucht haben. Da hat sie dann gesagt, dass sie auch mal hier arbeiten wird.
Ging Dir das selbst auch so, wenn Du Deine Mutter früher hier besucht hast?
Ehrlich gesagt, ja (lacht). Ich war hier auch schon als Kind. Bei mir war es damals ein Tag der offenen Tür, an dem ich eine Schildkröte gestaltet habe. Da habe ich wohl genau das Gleiche gesagt.
Und so ist es dann ja auch gekommen. Vielen Dank für das Gespräch und einen schönen Weltfrauentag Dir!