MANTILLE: WAS EINE VASE MIT DIOR UND BALENCIAGA ZU TUN HAT
Noch Vase oder schon Kunstobjekt? Mit ihrem weit schwingenden Körper und dem schmalen Hals wirkt MANTILLE wie eine elegante Skulptur, die die Grenze zwischen Gebrauchsgegenstand und Selbstzweck auslotet.
Wobei Sie sich weder für das eine noch für das andere entscheiden müssen. Ob Sie die Vase mit einer einzelnen dramatischen Blume wie einer Lilie oder einer Drachenblume schmücken, oder sie ein für sich stehender Eyecatcher auf ihrem Sideboard bildet: Trude Petris Klassiker verweist auf die experimentelle Formensprache der 50er Jahre – und ist damit derzeit wieder voll im Trend. Die Künstlerin hat sie 1957 für die KPM entworfen und damit (wie auch schon bei der Gestaltung der URBINO-Kollektion) Maßstäbe gesetzt.
New Look trifft auf Flamenco
Was Trude Petri zu der einmaligen Form gebracht haben könnte, wird erahnbar, wenn man einen Blick in die Mode der Entstehungszeit wirft. Die stark taillierte Gestalt der MANTILLE greift die Sanduhr-Silhouette eines Christian Dior auf und verweist subtil auf das weibliche Schönheitsideal der Zeit. Als wäre sie eine Tänzerin, sorgt die schwungvolle Linienführung der Vase für den Eindruck von Bewegung. Klingt hierin die vom Flamenco-Stil inspirierte Abendmode eines Cristóbal Balenciaga an? Der Name der Vase könnte einen Hinweis darauf geben, denn im Spanischen ist die “Mantilla” ein Schleier oder ein Umhang, der Kopf und Schultern bedeckt. Kongenial hat Trude Petri das für die Vase adaptiert: das Relief aus samtigem Biskuitporzellan wirkt jedenfalls wie ein sorgfältig drapiertes Tuch, das einen spannenden Kontrast zu den glasierten Flächen des raumgreifenden Bauches bildet. Zusammen entsteht ein harmonisches Gesamtbild – und wohl eine der schönsten Formen, die die Designerin für die KPM jemals entworfen hat. Wie würden Sie dieses Kunstwerk, äh, die Vase in Szene setzen?