VERWIRRSPIEL AM KÜCHENTISCH

In der neuen KPM Berlin & SZ Magazin Edition verwirrt der französische Künstler Benoît François auf humorvolle Weise unsere etablierten Gewohnheiten und damit verbundenen Erwartungen. Fast wie ein Hütchenspiel aus Porzellan vertauscht er vermeintlich auf seine so eigene schelmische Art und Weise, was im Verborgenen der Streuer dann doch den richtigen Platz findet - oder etwa nicht?

Benoît François zu Gast in der Manufaktur

Als Raum für die kreative Zusammenarbeit zwischen der Hauptstadt-Manufaktur und jungen, zeitgenössischen Künstlern und Designern hat die KPM Berlin mit KPM+ schon einige Male bewiesen, dass traditionsreiches Handwerk und zeitgenössische Kunst gemeinsam Grenzen überwinden. Nach spektakulären Blicken über den wortwörtlichen Tellerrand mit internationalen Kreativen wie Stefan Marx, Mark Braun, Jean Jullien, FAILE Art New York, Zeloot und Andy Rementer konnten die KPM Berlin und das SZ Magazin in diesem Jahr einen weiteren Künstler für eine einzigartige Zusammenarbeit gewinnen: Benoît François. Mit dem für den französischen Künstler

Benoît François bekannten humorvollem Augenzwinkern launchen die KPM Berlin und das Süddeutsche Zeitung Magazin eine limitierte KPM+ Edition des Salz- und Pfefferstreuer-Set aus der LAB Kollektion.

Benoît François ist ein französischer, multidisziplinär arbeitender Künstler. Porzellan stand immer schon auf der Liste der Materialien, die er einmal gestalten wollte. Neben klassischen Illustrationen beschäftigt er sich ebenso mit bildender Kunst wie mit Animationen und Installationen. Für Hermès machte er zuletzt eine Video-Animation anlässlich der Feier des Chinesischen Neujahrs.

Mit sicherem Federstrich probiert sich Benoît François erstmals auf Porzellan aus. Die limitierte Edition wird im Druckverfahren hergestellt.

Im Herbst 2019 erweiterte KPM Berlin Chefdesigner Thomas Wenzel die LAB Reihe um ein Set minimalistisch-funktionaler Salz- und Pfefferstreuer. Durch die abgerundete Oberfläche aus glatt-glasiertem Porzellan und dem Verschluss aus Kunstkorken entsteht erneut ein ansprechendes, haptisches Erlebnis. Auch die Ästhetik überzeugt und transportiert die Historie des Laborporzellans der KPM Berlin in die moderne Küche.

IM GESPRÄCH MIT BENOÎT FRANÇOIS

Als multidisziplinärer Künstler verfügt dein Werk über ein vielseitiges Spektrum und vor allem prägt ein poetischer Blick deine Werke. Welche Themen finden sich in deinen Arbeiten wieder?

François: Ich baue gerne Brücken zwischen Sphären, die sich normalerweise nicht kreuzen. Wie kann "Nail Art" beispielhaft mit Emil Ciorans Philosophie in Dialog treten? Ich weiß es nicht, aber wenn Du eine Gemeinsamkeit findest, könnte etwas Interessantes entstehen. Ich mag es, diese Art von Spannung zu erzeugen.

In deinen Kreationen steckt auch eine große Portion Witz. Wie würdest Du deine Art des Humors beschreiben?

François: Ich denke, dass ich versuche, Themen auf unerwartete und naive Weise zu verbinden.

Ob Animation, Installation oder Zeichnung, so unterschiedlich können auch die kreativen Schaffensprozesse sein. Wie ist das bei Dir? Arbeitest Du analog, oder entstehen deine Arbeiten digital?

François: Es ist vergleichbar mit einem Ball auf einem Squashplatz. Viele Rebounds, bis dieser entweder einen Treffer landet oder auf den Boden fällt und wieder ins Spiel gebracht werden muss. Hauptsächlich analog, aber die Bilder werden oft irgendwann mit dem Computer digitalisiert.

Mit dem Format KPM+ haben wir eine Art Dockingstation für den kreativen Dialog zwischen traditionsreichem Handwerk und zeitgenössischer Kunst institutionalisiert. Gemeinsam mit dem SZ-Magazin wurde dieser Ansatz zwischen Dir und uns fortgeführt. Wie entstand die Idee zur Gestaltung der Salz- und Pfefferstreuer?

François: Ich mag das Salz-und-Pfeffer-Set und dass es ein bisschen schwierig ist, den einen Streuer vom anderen zu unterscheiden. Mit den darauf geschriebenen Aussagen wird dieser Zweifel multipliziert und es wird fast zu einem "skeptischen" häuslichen Kunstwerk, das auf jedem Küchentisch ausgestellt werden kann. So lässt sich das Set auch auf viele verschiedene Arten verwenden und erhält jedes Mal eine andere "Bedeutung".

Für die kommende Edition werden „Not Salt“ und „Not Pepper” in einem Druckverfahren auf das Porzellan gebracht. Bei deinem Besuch in unserer Manufaktur konntest Du aber auch ausprobieren mit von Hand gemischter Farbe die zwei Streuer direkt zu bemalen. War es ein großer Unterschied zu deinen gewohnten Arbeitsweisen? Gab es etwas Unerwartetes?

François: Ich arbeite oft mit Federn, weil ich dann eine spezielle Tinte verwenden kann, die archivierbarer ist als ein durchschnittlicher Stift. Ich bin es also gewohnt mit einer Feder zu arbeiten, aber auf dem Porzellan und auf einer gekrümmten Oberfläche macht es die Dinge schwierig, man kann nicht wirklich zügig schreiben. Aber ich liebe es, wie es dann ins weiße Porzellan schmilzt. Und es ist meiner Meinung nach eine der langlebigsten Möglichkeiten, eine Zeichnung zu behalten.

Begegnung auf Augenhöhe! KPM+ Künstler Stefan Marx schaut Benoit bei der Arbeit über die Schulter und teilt seine Expertise.

Während des Bemalens hat Dich Stefan Marx besucht, der bereits einige Kunstobjekte aus Porzellan für die KPM Berlin gestaltet hat. Konnte er Dir ein paar Hinweise geben, schließlich hat Stefan bei uns mittlerweile sogar einen eigenen Platz in der Malerei?

François: Ich musste mich sehr konzentrieren keine Feder zu zerbrechen, aber nachdem ich Stefan und seine netten Kollegen in der KPM-Malerei besucht hatte, zeigten sie mir viele coole Stefan-Stücke und auch klassischere KPM-Objekte, alle handbemalt, von klassischen mehrfarbigen Blumen bis hin zu moderneren Enzo Mari-Mustern.

Welche Projekte stehen bei Dir in nächster Zeit an? Könntest Du Dir ebenfalls vorstellen ein weiteres Porzellanstück zu gestalten? Was wäre es wohl?

François: Ich arbeite an weiteren Projekten für die Modemarke Hermès und bereite eine Reihe von Skulpturen vor. Ich wäre sehr daran interessiert, eine Serie von Zeichnungen mit thermoempfindlicher Verglasung auf Porzellanobjekten wie Tee- oder Kaffeesets entstehen zu lassen. Einige Zeichnungen, die nur erscheinen, wenn Du etwas heißes Wasser darauf gießt. Ich würde Studien über heiße Getränke im Laufe der Jahrhunderte gestalten und schelmische, humorvolle Details verbergen, wie ein Porzellanrätsel ...

 

Mehr über Benoît François auf seiner Website und auf Instagram.

 

Bilder: Benjamin Zibner